Dass es sich etwas anders reist, wenn man nach einigen Monaten das erste Mal wieder von seinen Eltern gesponsort wird, als wenn man seine Trips mit seinem Freiwilligen-Taschengeld zu finanziert, kann sich vermutlich jeder vorstellen. Was sich dann aber tatsächlich alles ändert…
Die Wiedervereinigung fand in Sucre im Hostel Kultur Berlin statt. Dort hatte ich vor einiger Zeit bereits ein Doppelzimmer für meine Eltern und 2 Betten für Lisa (die uns die nächsten Tage begleiten würde und mit meinen Eltern aus Santa Cruz angereist kam) und mich in einem 10er Zimmer. Da gehts ja schon los… Das Doppelzimmer war leider gerade in Renovation, daher bekamen wir ein Upgrade ins Penthouse. Uff. Was soll ich sagen, unsere Betten haben Lisa und ich nie gesehen, denn das Doppelzimmer-Upgrade hatte neben Küche, Wohnzimmer, Terasse und eigenem Bad mit Badewanne auch noch Platz für 5 Personen zu bieten.

Den Tag in Sucre verbrachten wir dann mit den von uns bereits getesteten Touristen-Must-Dos. Dieses Mal dann ohne die sonst so typischen Erklärungen, dass wir Freiwillige seien und entsprechend weniger zahlen müssten. Leider meinte es das Wetter aber nicht so gut mit uns, wodurch „La Recoleta“ nicht wie sonst eine atemberaubende Sicht auf die weiße Stadt bieten konnte, sondern eher den Blick auf eine 10m entfernte Wolke. Auch schön…

Am nächsten Morgen ging es dann früh los nach Uyuni. Busfahrt tagsüber… Horror. Der Bus hatte eigentlich definitiv nicht genug PS für die Strecke, wodurch wir uns stundenlang mit einer Geschwindigkeit nah am Minusbereich durch die Landschaft quälten. Unbequeme Sitze, unangenehme Mitfahrer und ein Mangel an Entertainment durch Nicht-Vorhandensein von Internet und Spielen zogen die Fahrt noch weiter in die Länge. Als wir dann abends endlich in Uyuni einrollten und im bescheidenen Hostelzimmer eincheckten, ging es nur noch kurz etwas zu essen finden und dann ins Bett, zumal sich die Höhe das erste Mal durch Kopfschmerzen meines Vaters bemerkbar machte.
Die nächsten 3 Tage würden wir mit einem Jeep über den Salar de Uyuni und die Umgebung fahren. Abgeholt wurden wir am nächsten Tag vorm Hostel und konnten einen großen Teil von unserem Gepäck vor Ort lassen. Zum Glück, den die Taschen meiner Eltern beinhalteten zu diesem Zeitpunkt ungefähr 20kg Mitgebsel für mich und andere Freiwillige aus Deutschland, die wir unterwegs nicht unbedingt gebraucht hätten.
Los ging es auf den Zugfriedhof. Hier fiel zum ersten Mal das Problem auf, welches die nächsten Tage immer weiter auftreten sollte… Jedes Mal bevor jemand fotografiert werden konnte, mussten sämtliche Kameras von einem an den nächsten Hals umgehängt werden, inklusive Kamerataschen. Mit 3 Kameras auf 4 Personen kann man wohl von einem Überangebot sprechen.

Weiter auf die Salzfläche und zum Dakar-Sign. Dort gab es auch schon Mittagessen in einem Salzhaus. Zufällig trafen wir dort zwei weitere Freiwillige, die wir von da an an beinahe jeder Station wiedersahen. Nach dem Essen war der nächste Stopp auf der Salzfläche vorgesehen um Perspektiven-Fotos zu machen. Hier lernte ich mal wieder meine lange Aklimatisierung in La Paz zu schätzen, denn die Springbilder gingen den anderen schon ganz schön an die Reserve. Next Stop: Kaktusinsel, eins meiner Highlights der Tour. Mitten im Salzsee ragt also diese Insel in die Höhe, bewachsen mit Riesenkakteen, die so dick sind, dass man sie vermutlich nicht einmal umarmen könnte, wenn man das wollen würde…

Letzter Halt des Tages war wieder mitten im Nichts im Salz. Hier sollten wir auf den Sonnenuntergang warten. „Dann wird alles rot“, hieß es vom Guide. Nach etwa 1,5h (angekündigt waren 40 Minuten) warten im mittlerweile recht kühlen Wind ließ sich im Himmel ein leichter Rotstich erkennen, allerdings nur wenn man das dringend wollte und die Sonne war bereit lange hinter einem Berg verschwunden…

Die Nacht verbrachten wir in einem Salzhotel, was wirklich schön war. Am nächsten Tag standen dann sämtliche Lagunen, Felsformationen und ein Vulkan auf dem Programm. Außerdem haben wir Lamas, Alpakas, Vogelsträusse, Hasenmäuse und Flamingos gesehen. Highlight heute: Die Laguna Colorada. Auch wenn es dort so windig war, dass man im 45°-Winkel laufen musste um nicht im Wasser zu landen. Hier machte sich die Höhe dann allerdings auch bei meiner Mutter bemerkbar. Aber richtig…

Zwar war es wieder der letzte Stopp des Tages, die Nacht auf 4600m machte es nicht wirklich besser. Genausowenig wie der Coca-Tee, die hier ja eigentlich als Allheilmittel gehandelt wird. Daher entschieden wir noch am Abend den Trip des nächsten Tages etwas abzukürzen und alle höchstgelegenen Stopp wegzulassen und möglichst schnell wieder tiefer zu fahren.
Gut so, am nächsten Tag waren alle recht geredert, da einer unser Mitreisenden die gesamte Nacht das Zimner mit seinem Schnarchen beschallt hatte (und sich am nächsten Morgen darüber beschwerte, dass er schlecht geschlafen hätte) und damit alle wach gehalten hatte. Meiner Mutter ging es am nächsten Tag eher schlechter als besser + Schnarchbeschallung.
Stopp in der Kälte und gefühlt noch mitten in der Nacht bei Geysiren. Sehr beeindruckend, aber die Dinger stinken!

Danach noch mehr Steine zum angucken und dann die Laguna Negra als Highlight des dritten Tages. Hier saßen wir eine Weile mit Blick auf die Lagune zwischen Vulkangestein und einer Lamaherde im Hintergrund, durch die wir auf dem Rückweg zum Auto sogar durchlaufen konnten und sehr nah an die Tiere rankamen.

Nach dem Mittagessen waren wir dann bald zurück in Uyuni, wo wir dann nochmal für den restlichen Tag zum Descanso ein Hostelzimmer nahmen, bis wir abends in den Luxusbus mit Stewardessen und Essen an Bord zurück nach La Paz fuhren. Mama mittlerweile am Sauerstoff, da die Höhe weiterhin Aufmerksamkeit brauchte…
Tatsächlich ziemlich ausgeschlafen kamen wir früh morgens in La Paz an. Leuder zu früh um in unser AirBnB, welches für die nächsten Tage gebucht war zu kommen. Alternativ-Stopp: Deutsche Klinik.
Die Höhe machte meiner Mam nach wie vor zu schaffen, selbst gehen wurde in der Höhe zur Herausforderung und ihr Atem rasselte gut hörbar. In der Klinik wurde dann bestätigt, dass die Beschwerden von der Höhe kämen und geraten vor Ort zu bleiben. Zwei Nächte blieb sie dort, während wir, mit einer mittlerweile um 3 Freiwillige gewachsenen Gruppe, La Paz erkundeten. Fería 16, Hexenmarkt, Calle Jaen, San Franscisco, … Besonders wichtig und beeindruckend für meinen Vater: der Mercado Rodriguez, der größte Markt in La Paz mit unendlicher Auswahl. Dort haben wir direkt unser Abendessen gejagt.
Außerdem musste natürlich der neue Star Wars geschaut werden.
Weihnachten💕
Das erste Geschenk am Weihnachtsmorgen war, dass meine Mutter endlich aus dem Krankenhaus durfte. Zuvor hatten Papa und ich fürs Abendessen eingekauft und die anderen sich die Weihnachtsmesse angeschaut. Den Tag haben wir in der Wohnung verbracht, bei Weihnachtsmusik, dem Versuch Schokocrossies herzustellen (manche mehr und manche weniger erfolgreich), einem Weihnachtsfilm und kleineren Besorgungen. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen um den Rahmen nicht völlig zu sprengen:
Wir hatten einen tollen Abend in guter Geschellschaft, wodurch gerade die anderen Freiwilligen, die mitgefeiert haben, ihre persönlichen Weihnachtstraditionen nicht so sehr vermissen mussten (hoffe ich).


Es folgt ein Tag in La Paz, bevor wir am 26.12. in die Yungas, nahe La Paz aufbrechen. Neue Reisemitglieder: – Lisa, +meine Mitbewohnerin Ronja und Viki. Wir haben eine Unterkunft in „La Senda Verde“, einer Tierauffangstation nahe Coroico im tropischen Tiefland (ca. 1700m hoch, Mamas Lunge sagt DANKE) 3h von meinem Zuhause. Es war unglaublich schön dort. Schlafen begleitet von den verschiedenen Schreien der Tiere, an die überall herumlaufenden Affen hatte man sich bald beinahe gewöhnt und auf der beinhalteten Tour haben wir unter anderem Bären, einen Puma, ein Wasserschwein, ein Tapir und einen Caiman gesehen.




Am zweiten Tag sind wir nach Coroico gefahren, eine unglaubliche Aussicht, aber aufgrund geschlossener Reisebüros nicht soo viel zu erleben.

Zurück in der Großstadt haben wir uns noch eine Nacht Auszeit vor der Weiterreise nach Cochabamba gegeben, zumal meine Mutter dank Krankenhausaufenthalt ja noch nicht soo viel von „meiner“ Stadt gesehen hat. Außerdem haben wir noch zwei andere Freiwillige getroffen, die über Silvester in La Paz sein werden, bevor wir gemeinsam nach Peru aufbrechen.
Über Nacht dann also weiter nach Cochabamba, wo wir heute erstmal die Stadt erkundet haben. Für morgen steht ein Ausflug in eine Inkastadt an, ich meine, meine Eltern können Bolivien am Samstag schlecht schon wieder verlassen ohne eine Inkaruine gesehen zu haben! Wie wir dann genau ins Neue Jahr kommen steht noch nicht fest, aber eine Inkastadt halte ich für einen ganz passablen letzten Tag in diesem Jahrzehnt.

Dann bin ich bald schon wieder alleine unterwegs und muss wieder selber zahlen (danke fürs Sponsoring an meine Eltern an der Stelle), aber die Reisen sind noch nicht vorbei!!!
Kommt gut über!
Danke für das betreute Reisen durch dein Land. Es war schön, viel gesehen zu haben und einige deiner Mitfreiwilligen kennenzulernen! Du wirst uns seeeehr fehlen zuhause!
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Ihr mir auch, aber die Hälfte ist ja schon fast rum😉
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