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¡Viva el Carnaval!

Die vergangenen vier Tage hatten wir frei, um Fasching zu feiern. Die Feierlichkeiten begannen aber schon letzten Freitag im Hogar.

Nach einem ganz normalen Morgen haben wir die Kinder nach dem Mittagessen in ihre mitgebrachten Kostüme gesteckt und im Anschluss auf dem Hof eine Wasser- und Schaumschlacht veranstaltet. Manche Kinder waren innerhalb von Sekunden vollkommen durchnässt, andere konnten den Schaumattacken aus den Sprühflaschen geschickt entkommen. Ich für meinen Teil hielt mich auch eher im Hintergrund, denn passend zu den Feiertagen war ich krank geworden und hatte das gefühlt, dass es nicht unbedingt zu meiner Genesung beitragen würde, wenn ich mich bei knappen 10°C auch noch mit Schaum und Wasser durchweichen lassen würde…

Sprühschaum ist in Kombination mit Wasserbomben und -pistolen ein wichtiger Bestandteil des bolivianischen Faschings. Eine Woche vorher gab es an jeder Straßenecke die Flaschen zu kaufen und man konnte regelmäßig Schaumschlachten aus dem Bus heraus beobachten.

Samstag ging es dann nach Oruro. Der Karnevalsumzug hier ist auch über die Grenzen von Bolivien bekannt und zahlt zum UNESCO-Kulturerbe. Daher hatten sich viele Freiwillige schon vor unserer Zeit hier überlegt, dass sie dieses Event nicht verpassen können.

6:30 Uhr ging unser Bus, denn aus La Paz fährt man nur etwa 4h, die Leute aus Sucre und Umgebung waren bereits am Vortag aufgebrochen. Weil halb Bolivien an diesem Tag nach Oruro pilgert sind Hostelpreise zu dieser Zeit unglaublich hoch und wir konnten kein Zimmer unterhalb von 200€ pro Person und Nacht finden. Ein Mitfreiwilliger war bei einem Bekannten für etwa 13€ untergekommen und bekam dort ein Stück Pappe mit einer Decke geboten, als Equivalent zu einer Matratze.

Wir kamen also schon morgens an und haben uns dann auf die Suche nach den anderen gemacht, die wir auch schnell fanden. Die gesamte Strecke des Umzugs war mit Tribünen versehen, auf denen man sich einen Platz kaufen musste, um die Tanzgruppen sehen zu können. Unsere kosteten fast 200 Bolis.

Die Konstruktion der Tribüne war eher instabil, der einzige Weg hinauf über wacklige Holzleitern (optimal in Kombination mit Alkohol…) und gegen Ende des Tages waren die Plätze doppelt und dreifach verkauft, alles saß voll, keine Bewegungsfreiheit und viele schwer betrunkene Menschen in alle Richtungen, denen ich jeden Augenblick zugetraut hätte durch die Spalten zwischen den Sitzreihen von der Tribüne zu stürzen.

Bei unserer Ankunft war der Umzug schon voll im Gang und als wir uns auf den Rückweg machen war auch noch lang kein Ende in Sicht, die Gruppen würden mit steigendem Alkoholspiegel bis tief in die Nacht weiter tanzen.

Von Einzelnen Personen bis Gruppen über 100 Mann tanzten sie in bunten und aufwendigen Kostümen und traditionellen Tänzen über die Straße. Dabei gab es Kostüme von Gruppen aus dem Amazonas, die kaum mehr als ein Lendenschurz trugen, andere, die in einer ausgestopften Kuh steckten und wieder andere, die so knallige Farbkombinationen anhatten, dass bei längerem Beobachten die Augen wehtaten. Die Schuhe reichten von Schlappen hin zu riesigen Plateau-Absätzen, in denen ich keinen Schritt hätte gehen können, aber auch die Tänzerinnen hatten ihren Tanz auf gehen und Arme wackeln beschränkt.

Fünf Stunden lang nahm das bunte Treiben keinen Abbruch und die Gruppen wiederholten sich auch nicht. Die Blasorchster spielten dafür wieder und wieder das selbe Lied, mittlerweile bin ich überzeugt, dass diese Melodie die einzige ist, die hier von Blasorchstern gespielt werden darf…

Noch vor Mitternacht waren wir, um Übernachtungskosten zu sparen, wieder zuhause.

Am nächsten Tag ging es zum Umzug in La Paz. Für die Tribüne musste man hier nur 10 Bolis hinlegen, sah aber auch weniger einstudierte Tänze als weitere Schaumschlachten einiger Betrunkener. Die erste halbe Stunde sahen wur sogar gar keine Gruppe, da wir recht spät waren und sich der Zug schon weit auseinander gezogen hatte.

Generell konnte man an den Faschingstagen kaum aus dem Haus ohne mit Schaum besprüht zu werden, als wir uns aber selbst bewaffneten, nahm das Ganze eine neue Ebene an. Von unserer Tribüne herunter lieferten wir uns eine Straßenschlacht und die drei gekauften Dosen waren innerhalb kürzester Zeit leer.

Am Rosenmontag nahmen wir uns einen Tag Pause, ohne aber am Abend zu vergessen in unseren 200sten Tag (!!!) in Bolivien reinzufeiern.

Dienstagmorgen wurde ich um 7 Uhr morgens sehr unsaft aus einer kurzen Nacht geweckt. Eine Explosion riss mich aus dem Schlaf und verfolgte uns auch den Rest des Tages. Hier werden zu Fasching nämlich noch böse Geister vertrieben.

Diese Tradition konnte ich bei unserer Gastfamilie beobachten. Zunächst wurden Blumen zerstückelt und mit Konfetti im Hof verteilt, dann wurden hunderte Luftballons aufgepustet und am und im Haus verteilt, um zu zeigen wofür sie alles dankbar sind. Zum Abschluss wurden dann einige Böller vorm Hoftor gezündet, um Geister zu vertreiben und zu verschrecken. Im Hogar ging es noch eine Stufe weiter, hier wurde noch ein Lagerfeuer gemacht, in dem sich ein Gabentisch für die Pachamama befand und jeder sollte in die vier Ecken etwas Wein schütten und sich dabei etwas für die Einrichtung wünschen.

Ab Mittwoch, so hieß es, würde alles wieder normal sein, allerdings kamen die gesamte Woche kaum Kinder in den Hogar. Das sei normal nach Fasching, die Eltern würden noch weiter feiern und nicht daran denken ihre Kinder loszuschicken. Auch eine Einstellung🤷🏼

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Veröffentlicht von lalenalapaz

Hi ich bin Lena, 18 Jahre und aktuell in Bolivien, wo ich ein FSJ in einem Kinderhort in La Paz mache. Außerdem versuche ich mir so viel wie möglich anzuschauen. Follow me around!!!

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