Eigentlich haben die Ferien ja bereits begonnen. Aber wie es hier in Bolivien so ist, ist der „letzte Tag für dieses Jahr“ ein recht dehnbarer Begriff. So wurde mir vergangene Woche gesagt, dass die Kinder am Freitag das letzte Mal kommen würden. Dann hieß es am Sonntag auf der Fería, wir würden uns das letzte Mal in diesem Jahr sehen. Zumindest bis wir 24h später wieder im Hogar zum Aufräumen zusammen kamen. Mittwoch sollte nun der letzte Arbeitstag sein. Wenigstens bis Samstag, an dem die „Zeugnisse“ der Kids übergeben werden sollten. „Und dann musst du am Sonntag nochmal kommen, da feiern wir alle zusammen Weihnachten!“ Etwa eine Stunde später dann die Information, dass am Mittwoch nochmal alle Educadoras zusammen kommen würden, um das Jahr ausklingen zu lassen und sich ihre Wichtelgeschenke zu überreichen. Danach war es das aber WIRKLICH. Naja, wer daraus jetzt gelesen hat, dass mir immer mehr Arbeitstage aufgedrückt wurden, mag vielleicht nicht ganz falsch liegen, aber habt ihr auch gemerkt, dass da zwei freie Tage zwischen liegen???

Meine Entscheidung: KURZURLAUB!

Erster Blick auf den See

Kann ja nicht sein, dass wir seit fast 4 Monaten in La Paz Leben, aber immernoch nicht am Titicaca-See waren! Also habe ich mich Mittwoch Nachmittag in den Bus gesetzt und bin los. Drei Stunden dauert die Fahrt in der Theorie. Zwischendrin kommt allerdings eine „Fähre“, die in alle Richtungen in etwa 20cm breiter/länger ist als der Minibus, der darauf zur anderen Seite geschippt werden soll… Wir sind nicht abgesoffen, also was soll’s.

Gegen Abend ist der Bus in Copacabana eingerollt, ich habe kurz meine Sachen im Hostel abgeworfen (die Hostel-Mama war unglaublich goldig und fürsorglich, ich war aber, glaube ich auch ihr einziger Gast… Generell haben sich die touristischen Orte noch nicht wieder vollständig von den Aufständen Boliviens erholt, denn viele Reisende trauen der aktuellen Ruhe noch nicht wirklich) und habe mich ein wenig umgeschaut.

Das, was ich noch sehen konnte, fand ich sehr schön, die Kathedrale ist riesig und nimmt gefühlt 1/4 des Ortes ein. Den See konnte ich erstmal allerdings nur hören, da er bereits von der Dunkelheit verschluckt war, aber das Rauschen der Wellchen (?) hat schon ein leichtes Meer-feeling ausgelöst und ich habe mir auch gleich etwas Seeluft eingebildet.

Am nächsten Morgen war ich früh wach. Immerhin musste ich bis 13:30 Uhr mit meinem Sightseeing in der Stadt fertig sein. Also los:

Die Kathedrale hatte ich ja am Abend zuvor schon abgehakt, es lässt sich allerdings nicht vermeiden wieder und wieder daran vorbeizukommen.

„Horca del Inca“: Check; eine Steinstruktur die die Inka für astronomische Zwecke benutzt haben sollen.

„Intinkala“: Check; Sonnensteine, die vermutlich einfach als Sitzmöglichkeit genutzt wurden, um Sonne und Aussicht zu genießen.

„Cerro Calvario“: Check; der Hausberg von Copacabana, beim Aufstieg kommt man an den 14 Leidensstationen Christi vorbei und kann am Gipfel einen herrlichen Ausblick über die Stadt, den Strand und den See genießen. Der Weg nach oben ist zwar recht anstrengend, lohnt sich aber auf jeden Fall.

„Poncho Museum“: nope; mangels Touristen öffnet das Museum zur Zeit leider nicht, genauso haben viele Cafés und Restaurant nicht geöffnet oder bieten nur einen Bruchteil ihrer normalen Speisekarte an.

13:30 Uhr, es geht weiter. 2 Stunden Bootfahrt zur Sonneninsel. Nach indigenem Glauben soll der Sonnengott hier die beiden ersten Inka zur Erde gelassen haben, von wo aus diese das Inkareich errichteten.

Den Rest des Tages laufe ich auf der Sonneninsel herum, werde aber irgendwie nicht ganz warm mit ihr (nein, kein Wortwitz wegen Sonne und so, tatsächlich habe ich mir einen ordentlichen Sonnenbrand eingefangen). Ich meine, dass ich stundenland herumgelaufen bin, ohne wirklich sehenswerte Dinge zu finden. Versteht mich nicht falsch, die Insel ist wunderschön. Beispiel A:

Aber ich habe eben versucht, die „Tourispots“ zu finden, aber die Schilder wollten das irgebdwie nicht zulassen. Bin ich also dem Schild zum „Fuente del Inka“ gefolgt kamen an der nächsten Kreuzung zwar neue Schilder, aber „Fuente del Inka“ war nicht mehr dabei. Und so ging das stundenlang. Hinzu kommt, dass man aufgrund von Konflikten zwischen den verschiedenen Kommunen auf der Insel nicht in den nördlichen Teil der Insel kommt, wo unter anderem der Sonnentempel steht.

Den Inkagarten habe ich letztlich doch gefunden, weil man gezwungenermaßen daran vorbeikommt, wenn man vom Hafen auf die Insel kommt. Dabei musst man auch über die Inkatreppe nach oben:

Im Nachhinein bilde ich mir jetzt einfach ein, dass das Wassergeplätscher neben der Treppe die „Fuente del Inka“ darstellt. Lasst mir die Hoffnung!

Wovon ich jede Menge gesehen habe sind Tiere. Auf der Insel fahren keine Autos, daher hat scheinbar jeder mindestens einen Esel und ein Llama. Die Bewohner, die nicht an den Touristen verdienen, sind Bauern, wodurch es zu der Situation kam, dass ich in einem kleinen Wald fast von einer Schafsherde umgerannt wurde. In den winzigen Gassen, lag ab und an ein Schwein neben mir oder einige Hühner liefen mir zwischen die Füße.

Ein Sonnenuntergang auf der Sonneninsel (leider bewölkt):

Ich bin über Nacht auf der Insel geblieben, da nur zwei Boote am Tag zurück fahren und ich so nur etwa eine Stunde Aufenthalt vor Ort gehabt hätte. Am nächsten Morgen bin ich aber mit dem ersten Boot zurück nach Copacabana, da es die halbe Nacht gewuttert hat und auch morgens immernoch geregnet hat.

Also 2h Boot, zum Bus Terminal in Copacabana, 3h (+30 Minuten Fähre) Bus nach La Paz und vom Terminal nochmal eine knappe Stunde nach Hause. Wenig gemacht, aber der Tag war sehr anstrengend und ich bin zuhause nur noch ins Bett gefallen.

Jetzt komme ich gerade aus dem Urlaub und starte in ein paar Tagen erst richtig damit. Ich bin sehr gespannt, was Bolivien noch so zu bieten hat!!!

Veröffentlicht von lalenalapaz

Hi ich bin Lena, 18 Jahre und aktuell in Bolivien, wo ich ein FSJ in einem Kinderhort in La Paz mache. Außerdem versuche ich mir so viel wie möglich anzuschauen. Follow me around!!!

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1 Kommentar

  1. Hey Lena, danke für deine schönen Bilder und Tagesberichte!
    Dir weiterhin eine gute Zeit und schöne Momente.
    Herzliche Grüße
    Günther

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